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Mitgliedermagazin

«reformiert.lokal»

Im Auftrag der reformierten Kirchgemeinde Zürich produziert Konrad zwölf Mal im Jahr die Beilage «reformiert.lokal».

Sie beinhaltet eine Veranstaltungsagenda, Vorankündigungen sowie einen Mantelteil mit spannenden redaktionellen Einblicken ins urbane reformierte Dasein von heute.

 
 
 

Leseprobe

Grossmünsterpfarrer «Sigi» sortiert sich neu

Kantige Aussagen in einer leicht zugänglichen Sprache: Das ist das Markenzeichen von Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist. Doch eigentlich ist es die Beschaffenheit seiner Fragen, die ihn auszeichnet. Dies zeigt sich etwa, wenn er mit den Bewohnern der Herberge zur Heimat ins Gespräch kommt. Trotz übervollem Terminkalender setzt er sich mindestens einmal pro Monat zu ihnen an den Stammtisch – und dann wird «gschnurret.» Über das Wetter. Über das Alter, ein Brand im Quartier oder den Israel-Palästina-Konflikt.

«Ihr müsst nicht antworten», stellt Christoph gern voran. Und fragt dann offen und komplett vorurteilsfrei: «Bist du reformiert aufgewachsen?» Oder: «Leben deine Eltern noch?» In der Wohnunterkunft Herberge zur Heimat im Zürcher Niederdorf finden Männer jeden Alters ein vorübergehendes oder dauerhaftes Zuhause. Viele von ihnen wurden durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen. Scheinbar unvermittelt spricht einer der Männer von der Trauer über den Tod seiner Mutter. Und da ist sie wieder, die berührende Eigenschaft des Pfarrers, Fragen zu stellen: «Hattest du sie gern?» Und: «Hat dir das Reden über sie gutgetan?» Der Mann ist sichtlich bewegt, wischt sich eine Träne von der Wange. Christoph Sigrist ist freundschaftlich-kumpelhaft und gleichzeitig achtsam. Nie tritt er den Menschen und ihren Verletzungen zu nah.  

Berechenbarkeit interessiert ihn nicht

Als Christoph Sigrist 2003 ans Grossmünster gerufen wurde, hat er gleich die Herberge aufgesucht. Die Menschen am Rand der Gesellschaft haben seit je her einen hohen Stellenwert für ihn. Er mag ihre Ehrlichkeit, selbst wenn sie zu ihm Dinge sagen wie: «Aber Herr Pfarrer, letzten Sonntag haben Sie einen schönen Seich verzapft!»